Keramik der Neuzeit – NAS 3 Kurs in Weixdorf/ Meißen Teil 2

Spät abends, nachdem das Seminar gnadenlos überzogen wurde und es trotzdem niemanden „störte“, ging es auf die Autobahn und weiter nach Meißen. Im Hotel „Goldener Löwe“ mitten im Stadtzentrum hatte Bernd die Übernachtung reserviert. Schönes Hotel, Gaststätten in der unmittelbaren Umgebung, sehr sehr ruhige Stadt 🙂

Nachdem  Frühstück und 10 minütiger Anreise per Auto begannen Samstag und Sonntag Vorlesungen und Workshops im Keramikinstitut unter Leitung von Dipl.Ing. Bormann. Hauptthemen waren:

  • Vorlesung zur Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) und zum Raster Elektronen Mikroskop (REM)
  • Rohstoff Ton – Einführung in die Arbeiten mit Ton
  • Individuelle Fertigung von Objekten nach historisch überlieferten Vorbildern und Techniken
  • Vortrag zur Experimentellen Archäologie –„Versuche zur Rekonstruktion der griechischen Schwarzfigurenmalerei“
  • Fortsetzung der Arbeiten mit Ton – Arten und Anwendung verschiedener Brennverfahren

Der Samstag begann mit der Vorlesung:

Grundlagen der Keramik – Rohstoffe und ausgewählte Analysen
vom Makroskopischen zum Mikroskopischen – von Erde zu Ton

Die Vorlesung beinhaltete die grundlegende Struktur, das Hintergrundwissen als Voraussetzung für die Keramikherstellung. Eine Mischung aus Geologie und Chemie.  Angesprochen wurden u.a.:

  • Gesteine
  • Minerale
  • Silikate
  • plastische Rohstoffe
  • nicht plastische Rohstoffe

und die 5 Gruppen von Gesteinen

  1. magmatisch
  2. metamorphisch
  3. sedimental
  4. metasomatisch
  5. meteorit

Keramische Rohstoffe sind Silikat-Rohstoffe wie Tone, Karolite, … . Alle Tone haben kristallinen Aufbau in Schichten, die dadurch überhaupt erst die Verformungsmöglichkeiten (Plastizität) ermöglichen. In verschiedenen Schichttonmineralen (3 Schicht-Tone) gibt es u.a. mehr Metalle. Daher ergeben sich nach dem Brennen eher dunklere Farben als in 2 Schichttonmineralen.
Strukturen bis Gerüstsilikate sind möglich.

Der Begriff Ton ist eigentlich sehr allgemein, so wie Obst und Wetter. Der Begriff  muss klassifiziert werden, denn Ton enthält neben verschiedenen Tonmineralen, Festspat und Quarze. Tone sind somit sehr verschieden. Enthaltene Kaoline spielen hier die bedeutende Rolle. Die Korngrößen variieren bis < 2 µm.
Ton und Kaolin entstehen immer durch Verwitterung von Gestein. Interessant ist die Wasseraufnahme verschiedener Keramiken.

  • Hartporzellan <0,1%
  • Sanitärporzellan <0,5%
  • Steinzeug 0-6%
  • Steingut >6%

Steingut für Toiletten wäre somit irgendwie … – unpraktisch 🙂

Die Bestimmung erfolgt ua. durch Röntgenbeugung und über die chemische Zusammensetzung. Allerdings ändern sich Struktur und Eigenschaften grundlegend nach dem Brennen, was eine spätere Zuordnung und Analyse unmöglich macht.

Eine allgemeine Formel für Kaolinit ist:  AL4[(OH)8 | Si4 O10]

Am Sonntag beinhaltete der Theorieteil die Rekonstruktion der antiken Schwarz- und Rotfigurenmalerei.
Malerein an Keramiken sind bekannt aus Korinth des  8.-7. Jhd v.Chr. und aus  Athen des 6. Jhd v. Chr., wobei die Töpferscheibe an sich schon 3500 v.Chr. aus Persien und Ägypten bekannt ist.  Interessant allerdings ist auch, dass die Töpferscheibe in Griechenland nur erwähnt wurde (bei Homer), es aber keine wirkliche Dokumentation aus dieser Zeitregion dazu gibt.

Die verwendeten Farben bei dem Keramitmalerein sind auch nur ausgeschwemmter Ton selbst. Bei Temperaturen werden im Brennverlauf verschiedene Farbergebnisse erzielt.

  • 0-800 Grad oxidierend
  • 800-850 reduzierend
  • 850-870 reoxidierend

Große Einflusfaktoren auf das Trocknen haben:

  • Luftfeuchte
  • Temperatur in Wechselwirkung Luftfeuchte
  • Luftbewegung
  • Form und Dicke
  • Porosität

Problem beim Trocknen (Risse, Bruchbildung) sind die verschiedene Feuchtigkeiten im Aufbau des Tones (Feuchtigkeit in Oberfläche, Adhäsion in Schichten, Wasser im Microbereich, …). Die Schwindung der Objektgröße erfolgt schon und eigentlich bei Raumtemperatur, danach nur noch wenig bis gar nicht – auch beim Brennprozess  im Brennofen nicht mehr.
Nach dem Trocknungsprozess wurde die Oberfläche geglättet u.a. mit Flusskiesel. Dabei wird die Oberflächenstruktur des Tons verändert und versiegelt. Ein weiteres Trocknen würde erschwert werden, aber die Feuchtigkeitsaufnahme verringert.

 

Fazit: Sehr gut organisierter und hoch interessanter Lehrgang, bei dem man die „alten Verdächtigen“ aus den DEGUWA Kongressen und NAS 3 Kursen wieder traf.
Ach ja – in der Antike wär ich garantiert kein Töpfer geworden 🙂

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