Part 05 – Inside Uganda

Die Reise neigt sich dem Ende. Es sind noch 3 1/2 Tage. Was macht man so nach dem eigentlichen Highlight? Ausklingen und schon Revue passieren lassen. Dabei aber aktiv bleiben und Neues suchen. So fuhren wir in einen weiteren Nationalpark, auf der Hälfte der Strecke nach Entebbe, dem Nationalpark am Lake Mburu. Weil es hier keine Löwen gibt und die Leoparden keinen Geschmack an Touristen empfinden, sind sogar Fuß- und Biking-Touren möglich. Die Unterbringung erfolgte in kleinen Safarizelten auf einem Campingplatz. Nicht jedermanns Sache, denn mit Reisegepäck ist es eng. Das Außen-WC und die Dusche sind völlig ok, aber die Zelte stehen letztendlich doch eng, so dass Schlaf- und Toilettengeräusche vernehmbar sind. Nicht jeder Laut lässt sich eben auf die Tierwelt schieben. Aber der Ausblick auf die Savanne, die sich so unverändert bis Tansania erstreckt ist atemberaubend.


Wie immer, ist Solarenergie-Nutzung Standard. Und darum ein Bild mal als Werbung: Solarenergie ist Affen leicht … 🙂

Das Camp liegt hoch auf einem Berg, Adler-Nest nennt es sich sogar, und man hat nur 5 min Fahrt bis zum Eingang des Parkes.

Der letzte Bericht zu unserem „Abenteuer“ unterteilt sich in drei Bereiche. Für die, die die Tierwelt lieben, gleich ein paar Fotos und Infos, dann zusammengefasst etwas zu Land und Leuten und Kultur(-unterschiede) und zum Schluss ein paar Eindrücke aus Entebbe vom Victoria-See. Man kann ja weiterscrollen, wenn man nur Teile lesen möchte 🙂

Dieser Park hat etwas zu bieten, was die anderen Parks nicht an Tierwelt hatten: Zebras, die teilweise bis zum Adler-Nest hoch kommen (können), Giraffen, Eleantilopen, alles, was Vogelkundler das Herz höher schlagen lässt. Man muss sich nur Zeit nehmen, oder sie haben.
Hier als Übersicht eine kleine Auswahl, vorgeordnet:

Die Zebras begegneten uns schon früh. Stehen sie so dicht, wie im letzten Bild, sieht man, wie schwer es ggf. ein Löwe hat, genau ein Tier zu erkennen. Tarnung ist eine Überlebensstrategie.

Momentan gibt es im diesem großen Park genau 17 Giraffen. Acht haben wir gesehen 🙂 Und man erlebt hier Impalas.

Die Wasserböcke habt ihr schon in den letzten Berichten gesehen. Wir vorher auch schon in Botswana am Chobe. Trotzdem immer wieder schön anzusehen.

Topis, auch als Leierantilope oder Halbmondantilope bezeichnet, sahen wir genauso wie die unheimlich scheuen Eleantilopen. Sie sind so schreckhaft, dass selbst der Donner bei Gewitter, sie fliehen lassen. Unten: Grüne Meerkatzen. Grün, weil der Po grün schimmert 🙂

Und dann viel viel Vogelwelt.


Bussard

Raubadler

Hammerkopf

Schopfadler

Schopfadler

Maskenkiebitz

Wollhalsstorch

Marabu

Ibis

wahrscheinlich ein Streifenliest
 
eine Lärchenart

noch ein Wollhalsstorch

im Flug

bei der Landung

Der Sonnenuntergang am Lake Mburu ist … ach, wie immer 🙂


Land und Leute…
Wo soll ich anfangen. Vielleicht einfach mit dem beobachteten Tagesablauf. Kampala und Entebbe als große Städte funktionieren anders. Klar. Wir erfuhren, dass man mit, für die meisten Menschen unerschwingliche,  300€ pro Monat relativ vernünftig Leben kann inkl. Miete. Bryan sagte auch, verärgert, dass deshalb so viele junge Leute nach Europa wollen. Mit 300€ nach Hause geschickt, lebt der Rest der Familie wie bei uns der Mittelstand. Er ist dagegen, weil damit aber nicht im Land aufgebaut wird, sich nichts entwickelt und es keine jungen, kreativen und interessierten Menschen gibt, die das Land entwickeln. Er selbst lebte kurz in Deutschland, seine Schwester immer noch, in München. Er versucht, sie wieder nach Uganda zu holen. Bryan ist in seiner Ansicht sehr gefestigt. Unterwegs, als ein Kind einen geschnitzten Gorilla (überteuert) anbieten wollte, stieg er erbost aus und wusch ihm den Kopf, was das solle und er sich gefälligst in die Schule scheren soll, damit er später nicht mit solchen Dingen „betteln“ muss. Er war echt sauer und erbost, dass Eltern ihren Kindern die Chance auf Bildung nehmen.
Aber zum Tagesablauf. Es beginnt eben so, wie man es sich ohne Strom denken kann – mit dem Sonnenaufgang. Am Äquator hier ca. 7 Uhr (1. Stunde Zeitunterschied zu uns) und endet … mit Sonnenuntergang, 19 Uhr. Die Kinder und die Frauen holen früh und abends Wasser in gelblichen Plastikbehältnissen. Man sieht diese überall. Es gehen auch die Kleinen, ca. 3 Jahre schon alleine. Ein Witz, dass Eltern hier ihre Kinder noch in der 5. Klasse per Auto bringen und abholen … Traut man Kindern etwas zu, finden sie sich auch zurecht. Und – der Straßenverkehr hier ist definitiv gefährlicher als im deutsch-geregelten Raum …
Dann gehen die Kinder zur Schule, in Schuluniform und sie haben jeweils einen Ast dabei. Warum? Feuerholz für die Schulküche. Macht jemand Blödsinn, gibt es Strafarbeit: mehr Feuerholz oder Wasser holen 🙂
Der Tag beginnt immer mit einem Appell. Es wird gelobt und es wird namentlich erwähnt, wer schlecht war, ungewaschen oder faul.

Das Fahrrad ist das wichtigste Utensil für Alt und Jung. Damit wird alles transportiert: Wasser, Holz, Ernte, Sachen vom oder für den Markt.
Jedes Dorf hat eine katholische und eine evangelische Kirche sowie eine Moschee. Welchen Glauben jemand hat, ist völlig egal. Man kommt aus Prinzip gut miteinander aus.
Uganda hat vielfältige Bereiche, von der Savanne bis zu Regenwald. Demzufolge gibt es unterschiedliche Agrarstrukturen. Man baut das an, was in den Bereich passt. Tee, Kaffee, Kartoffeln, Gemüse, Blumen … So spezialisiert wie die Bereiche sind, so spezialisiert ist aber auch jedes Dorf. Fährt man durch die Infrastruktur bemerkt man, jedes Dort bietet etwas anderes an, selbst, wenn nur wenige km Entfernung zwischen ihnen liegen.

Fischmarkt (deshalb die vielem Marabus) und Trockenfisch eben in einem Ort, im anderen Ort Metallbau …

oder Milchprodukte und Kartoffeln…

… oder Körbe und Schwämme, Trommel-Produktion oder Pflanzenzucht …

Handel ist alles. Jeder versucht etwas an den Mann zu bringen, die Haustüren werden geöffnet, man bietet etwas an, obwohl man vielleicht gerade auf dem Feld ist, man bespricht, verabredet … es sieht alles gemütlich aus, ist aber täglicher Überlebenskampf aber ohne Krampf. Afrikanisch eben.

Man sieht, dass momentan viel Holzkohle produziert wird. Zum Kochen. Nicht optimal für die Umwelt wegen des Holzabbaus, aber man braucht keine Ausbildung, zur Zeit ist es auch steuerfrei und jedermann braucht es.

Woanders stellt man Ziegel her, schichtet sie auf, zündet zum Brennen ein Feuer darunter an, versiegelt dann die Feuerstelle und legt oben trockenes Gras auf die Ziegel. Ist das Gras verbrannt, sind die Ziegel auch durchgebrannt und fertig. So einfach geht das …

Und es gibt, wie überall wohl weltweit, Trödelmärkte 🙂

Es macht Spaß, den Alltag zu beobachten, man bekommt Respekt vor den Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und nicht erwarten, dass der Staat alles richtet, verantwortlich ist und und …


Ach ja, am Äquator waren wir nun schon 3x 🙂 – nichts Besonderes mehr … 😛

Habt ihr in den Ländern schon einmal gesehen, dass man oft so große Sessel zum Kauf anbietet?

Ich kläre euch auf. Es geht um die Familie.
In Uganda gibt es ca. 50 Klans. Und man darf nur jemanden aus einem anderen Klan heiraten. Warum? Naaa ja. Fragt man einen Mann, wie viele Kinder er hat, bekommt man keine (richtige) Antwort. Man darf als Mann 4 Frauen haben und Kinder mit ihnen. Aber die Frauen sind auch argwöhnisch, besonders wenn Kinder erscheinen, die jünger sind als die eigenen … Und um zu vermeiden, dass später jemand heiratet und gar nicht weiß, dass sie ggf. verwandt sind …
Man erkennt am Vornamen, ob jemand christlichen oder muslimischen Glaubens sit, der Nachname schließt auf den Klan. Frauen sind nicht gleichberechtigt. Es ist eine Männerdomäne. Möchte eine Frau einen Mann heiraten, geht sie nicht zu ihren Eltern. Sie vertraut sich ihrer Tante an. Die macht den Background-Check und bereitet die Familie vorsichtig vor. Geht das in Ordnung, darf der zukünftige Mann beim Braut-Vater „vorfragen“. Und weil der Herr des Hauses mit dem Verlust der Tochter es ggf. nicht mehr so bequem haben wird, muss er ein bequemes Geschenk machen … z.B. einen Sessel … Deshalb die Sessel also an der Straße 🙂
Eine Heirat bindet für immer. In Ausnahmen gehen aber Trennungen, dann zieht die Tochter wieder ein und der Sessel kommt zurück. Aber wer will schon auf den Sessel verzichten … 🙂
Kulturen sind anders und egal – jeder sollte sich mit der Kultur des anderen Landes vertraut machen, damit Überraschungen ausbleiben. Gilt für alle, so kamen wir mit Bryan überein.


Enetebbe und der Victoria-See
Ja, außergewöhnlich, hier zu stehen. Es ist eine Kopfsache. ICH BIN HIER. Mitten in Afrika, an diesem See, gefühlt ein Meer.

Wir zogen auf eigene Faust los, zu Fuß von der Lodge an den See. Ca. 1h waren wir entspannt laufend unterwegs hin und genossen dann am Strand Ausblick und Getränk.

Viele alte Häuser stehen, bewohnt, nur 50m vom See entfernt. Ich denke, langsam Spekulationsobjekte.

Insgesamt trafen wir in den 3 Stunden genau 6 Weiße, die sich begrüßten, als ob man enge Verwandtschaft wäre 🙂

Ach ja, und ihn gab es auch 🙂

Das war sie … unsere Reise, unser Abenteuer, unser eingelöster Traum.
Wir lieben Afrika, die Vielfalt der Natur und Kulturen, besonders die Tierwelt. Die Bilder und der Blog sind natürlich zum Teilen da, aber ehrlich, auch für mich eine Art der Sortierung und Nachbereitung und … des Aufrechthaltens der Erinnerungen.

Also, danke fürs Lesen… 

 

 

 

 

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