Jordanien Tag 6 – 8

Wie gesagt, die Fahrt nach Petra verlief ruhig im Auto, zurück über den Desert Highway, aber diesmal nur ca. 1,5 h. Unser Hotel war (wieder) ein Mariott. Es liegt oberhalb der Stadt, ca. 10 Minuten Autofahrt vom Eingang zu Petra entfernt. Demzufolge ist die Lage sehr ruhig mit einem tollen Ausblick auf das Tal.
Das Hotel ist neu, war ziemlich belegt (Unmengen an Chinesen) und wir entschlossen uns abend á la Carte zu essen um den vollen Speisesaal zu entgehen. Da wir morgens eh immer früh starteten, war dieser zum Frühstück noch überschaubar besetzt. Das abends „á la Carte“ Essen bescherte uns zusätzlich stimmungsvolle Sonnenuntergänge.

Also zurück zum Bericht: Nachmittags angekommen, mit Ziad versönt, begaben wir uns nach Petra. Wir haben mit Absicht viel Zeit für die Felsenstadt geplant, letztendlich 3 Tage. Viele Reisegruppen sind nur einen Tag dort und „stürmen“ die Anlage. Und ich wollte sowieso alles – alles sehen, alles verstehen, alles genießen. Und wer alles will, braucht Zeit. Die Planung war also – Tag 1 (nachmittags) bis zum Schatzhaus und dann langsam das Umfeld darum erkunden, sich einen Überblick verschaffen. Außerdem wollte ich wissen, wie und wo man hin muss, um ein Foto von oberhalb des Schatzhauses auf dieses machen zu können. Tag 2 sollte dem Opferplatz gelten und Tag 3 dem Kloster. Klingt ja alles entspannend, oder? Jeden Tag ein wenig. Na ja. Uwe und ich liefen an den drei Tagen insgesamt 45 km mit täglichen Höhenunterschieden zwischen 66 und 72 Stockwerken. Ich finde mich … fit 🙂

Eintritt für einen Tag kostet 50 Dinar. Jeder weitere Tag nur 5 Dinar mehr. Also haben wir eine Eintittskarte gekauft für 3 Tage. Man  läuft einen guten Kilometer bis zum Siq und dann durch diese beeindruckende Felsenschlucht bis zum Schatzhaus nochmal ca. 1,5 km. Wer will, kann sich eine Kutsche nehmen. Ggf. am 2. oder 3. Tag – aber ehrlich gesagt, es ist teuer (20-30 Dinar für Hin- und Rückweg) und man raubt sich das Feeling. Ok, wer die Stecke 3x gelaufen ist und damit 15km schon hinter sich hat, dem ist Feeling vielleicht egal 🙂
Jedenfalls sind die Farben der Felsen und der Felszeichnungen zu jeder Tageszeit stets verschieden. Das alleine beeindruckt.
Festes Schuhwerk ist zu empfehlen (am Vortag hatte es noch geregnet und das Wasser lief den Siq entlang, ansonsten sind es eben 2000 Jahre lang ausgetretene Wege und Stufen) und Sonnenschutz, sowie Getränke auch. Obwohl es Getränke auch zu kaufen gibt.
Am ersten Tag bekommt man mit dem Eintritt auch einen Guide an die Seite, der einen 2 Stunden begleitet. Er ist m Preis inbegriffen.

   

Und dann steht man vor dem Schatzhaus. Das Gefühl ist überwältigend, die Geschichte so hautnah. Unbeschreiblich. Alles geht über in Emotionen. Wir sind da. Wir sind wirklich da. Oh man…
Nach 2 Stunden verabschiedete sich unser Guide und wir zogen weiter um die „Ecken“. Ich hatte mich erkundet, wo entlang ich muss bzw. könnte, um den Blick von oben auf das Schatzhaus zu bekommen. Weit weit weit nach oben, Stufen über Stufen, ausgetretene, nicht beschriftete Wege und mein Fotorucksack mit 9,5 kg plus 2 Flaschen Wasser auf dem Rücken. Hatte ich schon gesagt, dass ich mich fit fühle 🙂 Na ja. Es ging Stufe für Stufe hoch, allerdings ohne Frauen. Helden waren wir trotzdem.
Wer sagt, der Weg sei das Ziel – es stimmt nicht. Das Foto ist das Ziel. Und das bekam ich an diesem ersten Abend dann, MEIN Blick auf das Tresure, ganz allein dort oben. Ohne TÜV und schwindelfrei.
Übrigens: ganz hinten im letzten Bild, am Ende der Schlucht, oben – unser Hotel.

Nach 72 Stockwerken laut iPhone (ihr wisst, es zählt nur die Stockwerke bergauf, aber man muss die auch wieder runter…) überwogen am Abend noch immer die Endophine in unserer Euphorie.

Für den nächsten Tag hatte uns der Guide angekündigt, dass die Kreuzfahrer kommen würden. Also die Kreuzschiff-Touristen aus Akabar, die genau einen Tag lang den Petra-Ausflug machen. 8000 sollten kommen. Was heißt das? Wecker auf 06:30 Uhr stellen, ausgiebig frühstücken und vor der Invasion da sein, denn viel weiter als rund ums Schatzhaus/ Königsgräber gehen die eh nicht und dann sind sie hinter uns.
Demzufolge waren wir früh da und wurden von einer Garde Nabatäer empfangen. Irgendwie ist es lustig. Niemand weiß, wie sie aussahen, es gibt keine Aufzeichnungen aus ihrer Zeit. Aber Fantasie ist menschlich und sie entsprach auch unseren Vorstellungen.
Wir wanderten also wieder durchs Siq, vorbei am Schatzhaus und dann 800 Stufen hinauf zum Opferplatz. Die Felsen sind so farbig bunt, dass man denkt, sie wären bemalt. Aber die Geologie bringt auch ohne menschliches Zutun mystische Dinge zustande.  Langsam, die Landschaft genießend und Stufe für Stufe kamen wir dann an, um einen atemberaubenden Ausblick zu erhalten und – einen Tee dort oben zu trinken. Geschäftstüchtig ist man dort. 🙂

Den gleichen Weg wollten wir nicht wieder zurück und wanderten an der anderen Seite des Berges wieder herab. Keine bzw. kaum Menschen dort, einen Panaramablick, wie ich ihn mir auch im Himalaja vorstellen könnte und einen einfach nur verzaubernd alles. Man fühlt sich frei, im wahrsten Sinne des Wortes.

Uwe und ich wollte dann noch zum nördlichsten Grab in der Felswand, dem Grab des letzten römischen Stadthalters. Die Frauen wollte ausruhen. Also zogen wir los und statteten dem Grab einen Besuch ab. Nicht ohne vorher Irrwege zu gehen.

Danach trafen wir die Frauen wieder an und in den Königsgräbern, die im 6 Jahrhundert Kirche wurden. Und wieder muss ich sagen: der Blick von dort oben, wie auch die Graber selbst und Felsenfarben sind fantastisch.

Danach wanderten wir zu den Mosaiken einer byzantinischen Kirche, erholten uns bei einem Kaffee und gingen dann langsam Richtung Ausgang und Hotel, um die Füße abends entspannen zu lassen.

Der letzte Tag in Petra begann wieder früh, denn die Sonne versprach den Tag warm zu gestalten und wir wollten hinauf zum Kloster. Vorbei an griechisch- römischen Tempelanlagen gingen wir (für mich jedenfalls) die 900 Stufen problemlos dem Himmel entgegen.
Der Weg hoch ist schon anstrengend. Aber man hat ja Zeit. Was einen bis dahin und oben erwartet, ist dann nicht nur eine Entschädigung. Auf den Bildern vom Kloster sieht man, wie klein die Menschen vor ihm sind. Alleine die Kuppel ist 9m hoch. Alles per Hand aus dem Felsen geschlagen, immer von oben nach unten. Beeindruckende Geschichte hautnah und pur. Und dann die Felsen in ihrer Buntheit …
Angekommen, kann man sich ausruhen und Getränke, Essen, …, ordern. Und man kann weiter gehen, um einen Panoramablick auf die Felslandschaft zu bekommen. Wir hatten Ostersonntag, strahlend blauen Himmel und – Handyempfang, um so vom Dach der alten Nabatäer Ostergrüße nach Deutschland zu senden.
Die Welt ist schön, erhalten wir sie uns bloß…

Das wars dann fast. Rückweg, hier und da noch schauen, fotografieren, Felsformationen interpretieren und innerlich Abschied nehmen. Beginnen zu verarbeiten, wo man war.

     

Mit großer Wahrscheinlichkeit kommen wir nicht mehr her. Aber wir waren da, haben es gesehen, uns eingelassen auf Geschichte und haben diese mit Gänsehaut erfahren können.

 

Tag 9 bis 11 – Totes Meer

 

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